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Eindrucksvolle Zeitreise: Circus im Nationalsozialismus präsentiert „Der Clown und die Zirkusreiterin“
Veröffentlicht ⋗ 18.02.2025Von ⋗ J. Schüller
"Der Clown und die Zirkusreiterin“
Eine junge Artistin liegt auf dem Rücken und jongliert fünf Bälle mit Händen und Füßen. Ein Musiker begleitet live am Klavier. Dann liest eine andere Künstlerin aus der Buch über die Verfolgung der jüdischen Zirkus-Artistin Irene Bento.
An diesem Vormittag war die Mensa der Elbmarschen-Schule (EMS) rappelvoll. Die Bühne verwandelte sich in den Schauplatz der Geschichte der jüdischen Artistin Irene Bento, ihres Leidenswegs im Nationalsozialismus und ihrer Befreiung.
In der 45-minütigen szenischen Lesung wurden die über 100 Schülerinnen und Schüler der EMS mit den Mitteln der Artistik, des Theaters und der Livemusik zwischen der Traumwelt Circus und den Grauen des Nationalsozialismus hin- und hergerissen.
Gebannt folgten die Kids der Jahrgänge neun bis elf der Inszenierung der Projektgruppe CINS. CINS steht für Circus in Nationalsozialismus.
Wer denkt, dass sich Jugendliche nicht für die NS-Zeit interessieren, wurde hier eines Besseren belehrt:
Torben Klöckner, Lehrer der Klasse 9H3 berichtet: „Meine Schülerinnen und Schüler fanden die Veranstaltung sehr gut und konnten die Inhalte und auch das Spannungsverhältnis zwischen den Freuden des Zirkus und den Grauen der NS-Zeit klar erkennen und benennen. Sie fanden die Veranstaltung sehr spannend und lehrreich.“
Die wahre Geschichte von Irene Bento handelt von Ausgrenzung und Leiden, Verbot und Verfolgung, aber auch von Solidarität und Liebe.
Der jüdischen Artistin wurde 1939 von den Nazis ein Berufsverbot erteilt. Sie wurde im Circus Adolf Althoff versteckt und überlebte. Davon handelt das Buch „Der Clown und die Zirkusreiterin“ von Ingeborg Prior. Es ist Grundlage der feinfühligen Inszenierung der Projektgruppe „Circus im Nationalsozialismus“ (CINS).
„Das sind Menschen unterschiedlichen Alters, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit „Circus“ und „Nationalsozialismus“ beschäftigen,“ so die Gruppe über sich selbst. „Sie wollen die bisher kaum aufgearbeitete Geschichte des Circus im Nationalsozialismus sichtbar machen“
Das gelingt ihnen in erstaunlich plastischer und einnehmender Art und spricht sowohl Herz als auch Verstand an.
Dabei wird die eher traurige und bedrückende Verfolgungs-Geschichte immer wieder durch Witz und Lebenslust gebrochen, so z.B. wenn eine ausdrucksstarke Pantomime einen jungen Artisten spielt, der seinem Vater eine Zigarre klaut, um die junge Irene zu beeindrucken und mit ihr das Rauchen auszuprobieren.
Die Veranstaltung war eine Kooperation der Elbmarschen-Schule mit der Hüller Medienwerkstatt (HMW), die den Kontakt zu CINS hatte. Begleitend zur Lesung brachte CINS auch eine Ausstellung zum Thema mit.
Lehrerin Viola Striebel resümiert: „Die Veranstaltung aus Aufführung und Gespräch mit den Jugendlichen, flankiert durch die Ausstellung, ist ein beeindruckendes und rundes Konzept, das nicht nur den Intellekt sondern auch viele Sinne und unsere Gefühle anspricht. So erreichen wir quasi alle Jugendlichen auf sehr unterschiedliche Weise.“
Das bestätigen auch die Schüler*innen gegenüber ihrer Lehrerin Silke Grage.
„Die 10H hat sich sehr positiv über "Zirkus im Nationalsozialismus" geäußert, es war ein interessantes und beeindruckendes Projekt. So etwas würden sie gerne wieder erleben!“ erklärt Frau Grage.
Im November 2025 ist CINS wieder auf Tour ... vielleicht auch wieder in Drochtersen.
Jochen Schüller – Hüller Medienwerkstatt e.V.
Fotos zum Artikel:






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